330 GT Registry

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Informationen
 

Pontiac 2+2
contra Ferrari 2+2

 

Ferrari: arrogant

Pontiac: will geliebt werden

Ob es dafür steht, einen 14 000 Dollar Ferrari 2+2 zu kaufen, wenn es einen Pontiac 2+2 für 4000 Dollar gibt, wollte die amerikanische Auto-Zeitschrift „Car and Driver“ klären. Sie ließ Rennfahrer Walt Hansgen beide Wagen auf dem Rennkurs von Bridgehampton unter gleichen Bedingungen fahren und kam dabei zu bemerkenswerten Ergebnissen. Der Ferrari, ein normaler 330 GT, besitzt einen 4 Liter V 12 Zylinder-Motor mit obenliegender Nockenwelle auf Jedem Block, der 300 PS bei 6600 U/min abgibt, während der mächtige Pontiac, ein 7 Liter Stolßstangen-V8, seine 376 SAE-PS bei 5000 U/min leistet. Den Pontiac wurde mit 212 km/h gemessen, für die Höchstgeschwindigkeit des Ferrari errechnete man dagegen 243 km/h. Das erste erstaunliche Ergebnis ergab sich bei den Beschleunigungsmessungen. Wahrend der Ferrari von 0—60 mph (96 km/h) bei 4 verschiedenen Versuchen zwischen 6,1 und 6,9 s brauchte, schaffte es der Pontiac mit Zeiten zwischen 3,7 und 4,4 s. 160 km/h aus dem Stand erreichte der Ferrari in 15,5, der Pontiac dagegen in 12 s.

Kommentiert „Car and Driver“: „Der Pontiac will geliebt werden, seine Konstrukteure haben hart dafür gearbeitet. Um nichts konnte sich der Ferrari weniger kümmern. Er ist beinahe arrogant in seinem Selbstbewußtsein, irgendeinen Kompromiß einzugehen, und wenn Sie ihn nicht lieben, so scheint er zu unterstellen, daß sie eine Person ohne Geschmack, Männlichkeit und Intelligenz sind. Um den Unterschied noch besser zu definieren, konnte man sagen, daß der Pontiac ein Auto im amerikanischen Sinne, der Ferrari aber eine Maschine ist... Er ist nur bequem für den Mann, der ihn liebt und willens ist, sich ihm anzupassen... Ware der Ferrari eine Frau, wurde sie ungefähr 35 mit einer athletischen Figur und traurigen Augen sein, eine miserable Köchin, sensationell im Bett und völlig treulos. Der Pontiac als Frau wurde einen enormen Busen und das hübsche aber leere Gesicht einer Flugzeug-Stewardeß besitzen. Sie wurde in Küche wie Boudoir gleichermaßen ernst und phantasielos sein, und ihre Freunde wurden denken, daß Sie der glücklichste Kerl von der Welt sind..“

Als Walt Hansgen seine Proberunden in Bridgehampton fuhr, flog bereits in der ersten beim Pontiac der Ventilator-Riemen weg. Er kam zu den Boxen zurück, druckte sein Erstaunen darüber aus, daß ein so großes Auto so schnell zu fahren sei, und wartete auf einen neuen Riemen. Drei weitere Male startete er, und drei weitere Male flog der Riemen weg, nicht ohne dabei zweimal einen Wasserschlauch zu durchschlagen, wobei der furchtlose Hansgen sich auf seinem eigenen Kuhlwasser drehte.

Wahrend die Mechaniker das Riemenproblem lösten, stand der Ferrari gelangweilt herum. Als dann schließlich Rundenzeiten gemessen werden konnten, stellte sich heraus, daß Hansgen mit dem Pontiac auf 2:01,33, mit dem Ferrari auf 2:00,85 mm kam. Die 10 000 Dollar mehr brachten auf dieser Rennstrecke nicht mal eine halbe Sekunde Gewann!

Resümiert Hansgen. ,,Der Pontiac ist nach amerikanischem Standard eine exzellente Maschine. Er ist sicher, und die Straßenlage ist ausgezeichnet. Das ist etwas, was wir bei amerikanischen Wagen seit langer Zeit nicht gehabt haben. Ich bin gewiß, daß er auch auf nasser Straße bei tourenmäßigem Fahren sehr gut sein wurde... Mann, wenn man jemals Kraft braucht: die ist wahrlich da!... Die Ferrari-Rundenzeiten waren nur um einen Bruchteil besser. Ich wurde sagen, daß das auf die bessere Straßenlage und ein bißchen auch auf die Bremsen zurückzuführen ist... Ich glaube nicht, daß der Ferrari bei Regen ganz so gut wie der Pontiac wäre, aber das ist hauptsachlich wegen seiner Scheibenbremsen, die ganz allgemein schlecht im Regen sind, bis sie heiß werden. Unter normalen Straßenbedingungen wurde der Pontiac ein ganzes Teil bequemer sein, obwohl seine Große mich stören würden. Der Ferrari hat die idealen Ausmaße für das Fahren in Amerika.”

,,Car and Driver” faßt zusammen: ,,Wir bezweifeln, daß ein Auto überhaupt 14 000 Dollar wert sein kann, aber der Ferrari kommt dem nähen als irgendein anderes. Außerdem, wenn der Preis 8000 Dollar überschreitet, wird die Frage sowieso akademisch. Arme Leute können sich das nicht leisten, und reiche Leute fragen eh’ nicht danach. Wir wollen so sagen: wenn der Aston Martin DB 5 12 850 und der Maserati 3500 GT 12 000 Dollar wert ist, dann ist den Ferrari leicht jeden Preis wert, den der Commendatore dafür fordert... Ist er 10 000 Dollar mehr wert als der Pontiac 2+2? Nein. Bestimmt nicht für das, was en leistet. Aber er mag all das wert sein und noch mehr, wenn man in Betracht zieht, wie er es tut...

Den Pontiac ist nach dem Papier so gut oder besser als den Ferrari. Er kann alles, was den Ferrari kann. Aber er ist schrecklich groß. Auch bedurfte es eines Teams von drei talentierten Mechanikern und einer Menge harter Arbeit unter seiner Haube, um ihn das tun zu lassen, was den Ferrari jederzeit mit der linken Hand tat. Aber vielleicht ist das nicht den richtige Weg zu seiner Bewertung. Er ist kein Rennsportwagen — en ist vielmehr gedacht, dem Mann, der nun einen Wagen besitzt. ein Mehrzweckauto in die Hand zu geben. Und eines, das en zu einem sehr vernünftigen Preis kaufen kann. Ein Auto mit einer Kombination von Leistung, Straßenlage und Fahrkomfort, die zu besitzen en normalerweise drei Autos und ein dickes Bankkonto brauchte...”

auto motor und sport 7/1965